Papas Seele hat Schnupfen PDF Drucken E-Mail

 

Papas Seele hat SchnupfenKarlsruhe/AK. Nele wohnt im Zirkus Miraconda. Ihre Eltern sind berühmte Artisten und zählen zu den besten Seilkünstlern der Welt. Neles Welt ist bunt und fröhlich. Die Zirkusleute erlebt sie wie eine große Familie. „Aber irgendwann ist mein Papa dann traurig geworden. Jeden Tag ein wenig mehr“, erzählt das Mädchen Nele in dem neuen Kinderbuch „Papas Seele hat Schnupfen“ von Claudia Gliemann, das Ende November 2014 auf der Bücherschau in Karlsruhe vorgestellt wurde. Nele kann das alles nicht verstehen. In die fröhliche Zirkuswelt scheint Papas Traurigkeit nicht zu passen. Nur mit ihrem Äffchen Kolumbus gelingt es ihr, den Vater „aus dem Bett zu kitzeln“. Was ist nur los mit ihrem Papa, der doch immer so fröhlich war und waghalsige Kunststücke auf dem Hochseil einem gespannten Publikum präsentierte?
Bei der großen Zirkusolympiade im italienischen Manello kommt es zum Zusammenbruch. Neles Papa kann nicht mehr mit dem Fahrrad übers Seil fahren und Kunststücke mit Neles Mama vorführen. Das Fahrrad fällt in die Tiefe. Er selbst muss abgeseilt werden. Ein Notarzt kommt und führt Neles Papa in ein Zelt hinter die Manege.
Wut, Ärger, Scham steigen in Nele auf. Wie konnte uns Papa vor all den vielen Menschen nur so blamieren? Ein Millionenpublikum vor den Fernsehern konnte sehen, wie ihr sonst so starker Papa schwach wurde und weinte wie ein kleines Kind. Sie rennt zum Zelt hinter die Manege und sieht ihren Vater zusammengekauert, müde und sehr traurig auf einem Bett sitzen. Da verwandelt sich ihre Wut in Mitleid. Der Notarzt und ihre Mama kümmern sich um ihn. Er muss in eine Nervenklinik für eine lange Zeit.
Nele geht zum dummen August und fragt ihn, was mit ihrem Vater los sei. Der Clown erklärt ihr sehr einfühlsam, was die Seele des Menschen ausmache, die genauso krank werden könne wie der Körper. Beide seien einzigartig. Und Nele schließt daraus: „Dann hat Papas Seele also so etwas wie einen Schnupfen?“, was der Clown bejahte.
Mit dieser kindgerechten Erklärung kann Nele etwas anfangen, ihren Papa und seine Krankheit besser verstehen. Sie besucht ihn mit ihrer Mama und malt Bilder für ihn, bis er nach vielen Wochen wieder nach Hause darf.

Eindrucksvoll und realitätsnah gelingt es der Kinderbuchautorin Claudia Gliemann das schwierige und oft noch mit Vorurteilen und Tabus belegte Thema „Depression“ Kindern ab sechs Jahren nahezubringen, ohne aufdringlich zu sein. Den Kontrast der fröhlichen Zirkuswelt, in der ein Mitglied an Depression erkrankt, hat sie sehr gut herausgearbeitet, ohne den Begriff selbst zu verwenden. Die aussagekräftigen Texte werden von der Illustratorin Nadia Fachney aus Hamburg ausdrucksstark in Szene gesetzt, sodass Text und Bild sehr gut zusammenpassen und harmonieren. Die Farben sind hell, luftig und heiter und verdichten sich beim Zusammenbruch von Neles Papa in ein sehr dunkles Blau, das aber auch Lichtblicke in der Ausweglosigkeit zeigt. Grau und Schwarz, die Farben, in denen depressive Menschen ihre Umwelt oft sehen, kommen nicht vor.
Das offene Ende lässt die Kinder nicht hoffnungslos zurück. Es macht Mut, schwierige Zeiten zusammen durchzustehen und auszuhalten und drückt in unserer schnelllebigen Zeit aus, dass manche Krankheiten längere Zeit zur Genesung brauchen als ein gewöhnlicher Schnupfen. Der Vater übt wieder auf dem Seil und lehrt Nele, wie sie selbst auf dem Seil balancieren kann. Das macht auch Kindern Hoffnung, das Leben nach einer langen und schweren Krankheit wieder anzupacken und sich in Geduld zu üben. Ob Neles Papa wieder ganz gesund wird, bleibt offen, wie so oft bei einer solchen Krankheit.
„Wenn in einer Familie ein Elternteil an einer Depression erkrankt, ist dieses Buch ein ‚Muss‘“, schreibt Paul-Gerhard Buyken von der Deutschen DepressionsLiga im Vorwort. Als der Vater von Zwillingen vor 15 Jahren wegen einer schweren Depression in die Klinik kam, hätte sich seine Frau gewünscht, „ein Kinderbuch zur Hand zu haben, um ihnen besser erklären zu können, warum ihr Papa nicht zu Hause sein konnte.“ Diese Lücke sei mit dem Buch von Claudia Gliemann nun geschlossen.
Dem gelungenen Text-Bild-Ensemble ist zu wünschen, dass es viele kleine und auch große Leser findet, um so zu helfen, noch vorhandene Tabus über die Krankheit Depression zu brechen.

Gliemann, Claudia: Papas Seele hat Schnupfen.
Bilderbuch mit Illustrationen von Nadia Faichney. 62 Seiten, Hardcover, Monterosa Verlag, Karlsruhe 2014. Preis: 19,80 € (D).
ISBN: 978-3-942642-06-0.
Infos: www.monterosa-verlag
, www.depressionsliga.de

 

 

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